Die B-Netz Technik

Startseite

B-Netz allgemein

B-Netz Sammlung

Mitte der 60er Jahre begann die Post in Zusammenarbeit mit der Firma TeKaDe mit Versuchen einer Teilnehmerselbstwahl vom Fahrzeug aus. Ziel war weniger Personaleinsparung, sondern eine bessere Verfügbarkeit des Netzes. Beim A-Netz entfiel ein großer Teil der Verbindungszeit auf Vermittlungsvorgänge. Zum Beispiel wurden bei einen 2 Minuten Gespräch ca. 2 Minuten nur für den Gesprächsaufbau benötigt, also 100% Überbelegung. Bei einer Selbstwahl des Teilnehmers könnte dieser Anteil auf einen Wert unter 20 Sekunden gesenkt werden, so die Überlegung. Insgesamt verträgt ein System mit automatischer Vermittlung also deutlich mehr Teilnehmer bei gleichen Netzausbau.



Somit wurde die Idee für das B-Netz geboren und erstmal wurden ein paar Sachen festgelegt:

Frequenzband im 2meter Bereich (148,41 MHz – 149,13 MHz, Kanäle Unterband), Kanalabstand 20kHz, Frequenzmodulation, 36 Duplex-Kanäle (ab 1978 38, ab 1980 75), einen Ruf-Kanal (der Rufkanal 19, nur im Oberband genutzt), Gegensprechen, Duplexabstand 4,5 MHz.



Dann brauchte man ein Datenprotokoll, um Teilnehmerkennungen, Telefonnummern, Gruppenfreisignale etc. zu übertragen. Man entschied sich für das Impulscodeverfahren. Informationen nach dem Impulscodeverfahren werden als zeitliche Folge pausenlos aneinandergereihter Impulse gesendet. Auf der Empfangsseite werden diese Impulsketten zwischengespeichert und ausgewertet. Zum Übertragen des Impuls mit logisch „0“ wurde der Sender mit der Frequenz 2070 Hz moduliert. Der Impuls logisch „1“ hatte die Frequenz 1950 Hz. Die Dauer eines Impulses war 10 Milli-Sekunden, eine Impuls-Folge war immer 16 Impulse lang, dann begann die nächste.

Als Beispiel die Impulsfolge für das Funkwahlende:



Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1


Start

Information = Funkwahlende


Am Anfang kommt immer 01110 (Start), um der Elektronik Gelegenheit zu geben, den jeweiligen Anfang einer Einzel-Folge zu erkennen. Es gab die Befehle: Funkwahlanfang, Funkwahlende, Schlußsignal und Trennsignal .

Einstellige Nummern wurden auf dem Telegramm-Platz 6 bis 10 übertragen, Platz 11 war bei Nummerübertragung immer frei und auf den Plätzen 12 bis 16 wurde die Nummer gespiegelt wiederholt.


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

1

0

0

0

0

0

0

0

1

1


Start

Information = Ziffer 0


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

1

0

0

0

0

0

1

0

1


Start

Information = Ziffer 1


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

0

1

0

0

0

1

0

0

1


Start

Information = Ziffer 2


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

0

0

1

0

1

0

0

0

1


Start

Information = Ziffer 3


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

0

1

1

0

0

0

0

0

1

1

0


Start

Information = Ziffer 4


Und so weiter. Bei mehrstelligen Zahlen (Wahl z.B.) wurden entsprechend viele Folgen aneinander gehängt.

Ausnahme: Doppelziffern (nur beim Kanalbefehl oder dem Gruppenfreisignal) wurden unter Verzicht auf die Spiegelung in nur ein Datenpaket gepackt. Allerdings wurde aus Gründen der Übertragungssicherheit „gleiche“ (11, 22, 33, 44, etc.) Doppelziffern vermieden.


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

0

1

1

0

0

0

0

1

0

0

1


Start

Information = Ziffer 42



Bei Kanalbefehlen kamen folgende Doppelziffern vor:

01 bis 10, 12 bis 21, 23 bis 32, 34 bis 37, 41 bis 43 entsprachen den Kanälen 1 bis 36.

Beim Gruppenfreisignal kamen folgende Doppelziffern vor:

91 bis 98 und 90 entsprechend den Kanalgruppen 1 bis 8 und 9.



Was ist eigentlich das Gruppenfreisignal?

Das Gruppenfreisignal wird von den Feststationen immer dann gesendet, wenn sonst nichts zu tun ist. Am Autotelefon kam man die Gruppe einstellen, bei frühen B-Netz Geräten zum Beispiel mit einen Kodierschalter . Dadurch erzwingt der Mobilfunkteilnehmer, daß sich das Autotelefon einen freien Kanal, z.B. der Stadt in der man sich befindet, sucht. Damit ist man anrufbar unter der Vorwahl der Stadt. Außerdem waren „Ortsgespräche“ im B-Netz preiswerter gegenüber „Ferngesprächen“. Wenn der Teilnehmer allerdings den Kodierschalter auf „0“ stellte, suchte sich das Telefon einen Kanal mit beliebigen Gruppenfreisignal. Im B-Netz waren die Gruppenfreisignale einstellig, beim B2-Netz gab es zweistellige. Die Idee mit dem Gruppenfreisignal war deswegen so raffiniert, da man in Ballungsgebieten viele Kanäle mit dem gleichen Gruppenfreisignal modulieren konnte, in Randgebieten nur wenige.



Zur Erläuterung:

Was läuft bei einen ankommenden Anruf ab?

Das Auto befindet sich z.B. in Nürnberg, und der Teilnehmer hat/muss das Gruppenfreisignal „9“ nach Tabelle einstellen.



Der Festnetzteilnehmer in Hamburg wählt die Nummer 0911 für Nürnberg, jetzt die Nummer 05 (Vorwahl Autotelefon) und nun 56723 (Rufnummer Autotelefon). Ein Sender in Nürnberg sendet auf dem Kanal 19 (153,37 MHz) den Selektivruf Code (56723) und danach den „Kanalbefehl“. Das Autotelefon, welches mit dem Selektivruf angesprochen wurde, schaltet auf den angegebenen Kanal (Kanalbefehl) und sendet mit 1950 Hz (Rufbestätigung) auf dem gewünschten Kanal. Die Feststation erkennt daran, daß der Ruf angekommen ist und sendet nun ebenfalls mit 1950 Hz (Rufhaltung), worauf es im Auto klingelt.

Wird jetzt der Hörer abgenommen, sendet das Autotelefon mit 2070 Hz (Beginnsignal), die Feststation schaltet die Rufhaltung (1950 Hz) ab und die Hör und Sprechwege ein, das Abfallen der Rufhaltung bewirkt im Autotelefon auch ein Einschalten der Hör- und Sprechwege: alles klar zum Gespräch.



Es gab zwei Möglichkeiten das Gespräch zu beenden:

Der Autotelefonist legt als erster auf, dann sendet seine Anlage das Schlußsignal; der Festnetzteilnehmer legt als erster auf, dann sendet die Feststation das Trennsignal, beide Impulsfolgen sind gleich:


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

1

0

1

0

1

0

1

0

1


Start

Trennsignal = Schlußsignal



Und wenn der Mobil-Teilnehmer telefonieren will ?

Er nimmt den Hörer ab und sein Autotelefon sucht nach einen Gruppenfreisignal, das zu seiner Einstellung am Kodierschalter passt. Wird es fündig, sendet es mit 2070 Hz (Kanalbelegung). Der Sender schaltet daraufhin das Gruppenfreisignal ab und sendet mit 1950 Hz (Wahlabruf). Das veranlasst das Autotelefon die Impulsfolge „Funkwahl“ zu senden:


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

0

1

0

0

0

1

0

0

0

1

0


Start

Funkwahl ohne Gebühr“


Wenn der Teilnehmer ein Autotelefon mit Gebührenanzeige hat, sendet dieses die folgende Impulsfolge:


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

0

0

1

0

0

1

0

0

1

0

0


Start

Funkwahl mit Gebühr“



Daraufhin sendet das Autotelefon seine Kennung (5 Impulsfolgen mit der eigenen Fahrzeugnummer).

Danach folgt die vorher eingestellte Ziel-Rufnummer mit Vorwahl des gewünschten Teilnehmers. Dabei wird die bei der Ziffer-Eingabe verlangte vorangestellte „0“ nicht übertragen, da diese ja immer vorhanden ist (spart 160 ms Zeit; dieses Verfahren führte dazu, das ein Notruf mit „0 110“ abgesetzt werden musste).

Jetzt noch das Zeichen für Funkwahlende gesendet und alle Informationen sind übertragen.


Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

0

0

0

1

0

0

0

0

1


Start

Funkwahlende“


Während die Autotelefon-Anlage noch die gewünschte Rufnummer sendet, hat die Feststation die erhaltene Kennung nochmal zurückgesendet (Rückkennung). Wenn dieses Telegramm nicht mit der Kennung des Gerätes übereinstimmt, bricht das Telefon den Verbindungsaufbau ab. Das soll verhindern, daß bei Übertragungsfehlern dem „Falschen“ Gebühren berechnet werden.

Nach erfolgter positiver Rückkennung wird der Hörweg freigeschaltet, man kann dann die Wählimpulse des Telefon-Netzes hören. Nach Aussendung des Telegramms „Funkwahlende“ wird auch das Mikrofon auf den Fahrzeug-Sender gelegt, die Anlage ist sprechbereit.

Das Beenden erfolgt wie beim Angerufen werden mit Schluss oder Trennsignal:



Platz

1


3


5


7


9


11


13


15


Code

0

1

1

1

0

1

0

1

0

1

0

1

0

1

0

1


Start

Trennsignal = Schlußsignal


Im Laufe der Zeit wurden in den Mobiltelefonen und Feststationen die Software mehrmals überarbeitet, auch das B2-Netz mit 2-stelligen Gruppenfreisignal verlangte nach Anpassung. Auch der versetzte Frequenzbereich des neuen B2-Frequenzbandes verlangte nach umschaltbaren Duplexweichen und Doppelempfängern. Das Grundprinzip blieb aber immer gleich. Die Datenerfassung (Gebühren etc.) erfolgte anfangs über einen Lochstreifenstanzer in der Feststation. Dieser wurde einmal im Monat manuell „geleert“ und mittels zentraler Datenerfassung die Rechnungen geschrieben.

In den 80er Jahren wurde dieser liebenswerte Anachronismus durch „echte“ EDV ersetzt. Jetzt konnte die Post auch nicht vergebene oder abgemeldete Rufnummern sperren.



Die Kennung (Rufnummer) der Geräte war Anfangs noch mit Lötbrücken im verblombten Gehäuse einstellbar. Leider führte das zu Missbrauch, da jeder mit Schraubenzieher und Lötkolben bewaffnet eine Nummer einstellen und damit auf fremde Kosten telefonieren konnte. Ab 1978 führte die Post einen vergossenen Kennungsspeicher ein, um das Problem in Griff zu bekommen. Leider waren Altgeräte nicht umrüstbar, allerdings drohten drakonische Strafen.

Ab 1982 wurden KKL (Kanäle Kleiner Leistung) geschaffen, die vor allen in Ballungsgebieten für Entlastung sorgten. Diese um 3,92MHz versetzten Kanäle wurden bei Vollauslastung aller Standard-Kanäle dazugeschaltet. „Kleine Leistung“ bedeutete 100mW (0.1Watt), dazu schaltete auch das Autotelefon seine Sendeleistung herunter. Damit diese Kanäle nur von dafür ausgerüsteten Telefonen genutzt werden konnten, benutzten diese das Gruppenfreisignal 89, angezeigt wurde im Display die Nummer 19.

Hier nahm das B-Netz schon Merkmale des C-Netz vorweg, wenn auch in sehr simpler Weise.

Technische Daten:

153,01...153,77 Mhz (B-Netz Oberband Kanal 1-38)

148,41...149,17 Mhz (B-Netz Unterband Kanal 1-38)

Bei der Einführung der B2-Kanäle wurde auf die Kanalnamem von 40-49 verzichtet, um Verwechselungen mit dem gleichnamigen Kanalbefehlen zu vermeiden.

162,21...162,93 Mhz (B2-Netz Oberband Kanal 50-86)

157,61...158,33 Mhz (B2-Netz Unterband Kanal 50-86)

Rufkanal 19 auf 153.37 MHz

36 Kanäle (1971-1978)

38 Kanäle (1978-1980)

75 Kanäle (1980-1995)

Kanalabstand: 20kHz, Duplexabstand: 4,6 Mhz

Modulation: FM (F3)

Frequenzhub: 4 kHz,

NF-Durchlaßbreite: 300-3000Hz, bei Gebührenzähler 300-2700Hz

Sendeleistung mobil: 15 Watt (KKL 0,1 Watt)

Sendeleistung ortsfest: 10-30 Watt (KKL 0,1Watt)



Zur B-Netz Sammlung

Startseite

B-Netz allgemein